13.11.2015

Rezension: "Hamburg Rain 2084 - V2" von Claudia Pietschmann

Klappentext:

Eine Stadt im ewigen Regen. Eine Stadt mit hierarchisch gegliederten Ebenen. Eine Welt voller Geheimnisse, Träume und Verbrechen: Hamburg Rain 2084 - Das große Future Fiction eSerial von Herausgeber Rainer Wekwerth! Der Juggernaut Ruiz ist eine menschliche Spielfigur, die durch einen Chip im Kopf unter Kontrolle gehalten wird. Er muss fliehen, als er in der Arena einen Mord begeht. Helena ist fest entschlossen, ihn zu retten. Sie lässt sich auf einen Handel mit dem Schönheitschirurgen Dr. Golding ein, verkauft ihm ihre Telomere und damit zehn Jahre ihres Lebens. Ruiz und Helena genießen ihre Freiheit und die Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft. Doch dann gerät die Sache aus dem Ruder und ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt. »V2« ist der erste Teil der ersten sechsteiligen Staffel von »Hamburg Rain 2084«.


Rezension:
 
Ein Sci-Fi: Düster und brutal...

 
... so eröffnet sich mit V2 dem Leser Hamburgs Zukunftsversion.
In einer riesigen, aus unzähligen Ebenen bestehenden Stadt lernen wir verschiedene Protagonisten kennen. Auf der einen Seite den Juggernauten Ruiz und seine Freundin Helena. Seine Flucht vor der Polizei und ihre aufopfernde Tat, mit dem Verkaufen ihrer Lebenszeit, sein Leben zu retten. Auf der anderen Seite Ruiz Herrin, eine reiche Frau aus den oberen Ebenen und deren Mann Dr. Golding, der anhand Telomerverpflanzungen den Damen der oberen Ebenen ein langes Leben ermöglicht.
Dieses zukünftige Hamburg besteht aus hunderten dieser Ebenen. Architektonisch sowie gesellschaftlich. Vom tiefsten Moloch der Minusebenen bis zu den Plusebenen, in denen die Oberschicht lebt.
 
Das Science Fiction Szenario ist äußerst reizvoll, da wunderbar mit verschiedenen Gesellschaftsphänomenen und Verhaltensweisen gespielt wird. Auf einen Ort begrenzt birgt das ein großes Konfliktpotential, welches im Buch gut vermittelt wird. Im Grunde verhalten sich die Menschen auf allen Ebenen gleich. Sie Lieben, sie Hassen, nur in anderen Gewändern und unter anderen Voraussetzungen.
 
Die Geschichte ist atmosphärisch geschrieben und lässt einen gut in die Erzählung eintauchen. Hierbei sollte man jedoch nicht zart besaitet sein. Es herrscht eine teilweise recht derbe Sprache vor und bei der ein oder anderen Szene musste ich schon schlucken. Man bekommt die nackte und teilweise hässliche Wahrheit präsentiert. Die bildhafte Schreibweise lässt einen mitfiebern und mit den Protagonisten leiden. Aber gerade das macht den Text so authentisch, was die aufgezeigte Fiktion angeht und transportiert die erwähnte Atmosphäre. Man fühlt die beschriebene Zukunft, die Stadt, den Dreck und die Luftfeuchtigkeit.
 
Bei der Charakterbeschreibung hakt es in dem Buch leider. Ich weiß nicht, ob es Absicht ist die Protagonisten so derart ambivalent zu kreieren. Die Wesenszüge änderten sich derart oft und schnell, das bereitete mir Probleme Sympathien zu entwickeln.
So etwas ist teilweise schon reizvoll. Die Autorin spielt quasi hemmungslos mit ihren Figuren. Von lieb zu böse, sympathisch zu unsympathisch und wieder zurück. Gerne auch mal nur in Abstufungen. Im Nachhinein muss ich sagen, es hat zum Setting gepasst, während des Lesens war es mir oftmals zuwider. Das muss man mögen, bzw. darauf eingestellt sein.
 
Leider werden viele Nebencharaktere interessant eingeführt, dann aber nicht weiter ausgeführt. Das hinterlässt so einen halb garen Beigeschmack. Am Ende türmt sich ein Haufen loser Fäden und Vorgänge die nicht erklärt werden. Sowas mag ich überhaupt nicht. Zumal man ja nicht mal in den Fortsetzungen darüber weiter lesen wird, da die ja unabhängig voneinander, in variabler Reihenfolge lesbar sind.
 
Das Ende erfolgt recht abrupt, mit einer mir unverständlichen Logik und natürlich wieder mehreren offenen Enden, wenn auch zumindest nicht bei der Hauptgeschichte.
Ich sag es mal so, ohne zu spoilern: bei dem Setting hätte ich mit diesem Ende nicht gerechnet. Da war ich dann doch überrascht.
 
Der rote Faden der Reihe scheint mir tatsächlich nur der Ort zu sein, soweit ich das nach dem Lesen des Prequels "Der schwarze Regen" und V2 beurteilen kann. Das finde ich schade. Eine Verbindung über die Geschichte hätte mir gut gefallen. Aber da hätten sich die verschiedenen Autoren wahrscheinlich noch mehr untereinander austauschen müssen.
 
Was der Titel V2 mit der Geschichte zu tun hat, erschließt sich mir auch nach der Lektüre nicht. Ich kann nur spekulieren: Volume 2?
Es gab meines Wissens keine Hinweise auf eine Erklärung, oder ich habe es nicht mitbekommen.
 
Fazit:
Eine Geschichte um Liebe, Aufopferung, Hass und Rache, eingebettet in ein düsteres dystopisches Science Fiction Setting. Meine Empfehlung richtet sich vornehmlich an erwachsene Sci-Fi-Fans.
Dieser erste Teil der Hamburg Rain 2084 Reihe bekommt von mir 4 von 5 Sterne.
 

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