Jean-Claude Mourlevat - Winterspiele
Kaltes Buch welches sich erst zum Schluss erwärmt
"Ein Land in Eisstarre, alle leiden unter der Herrschaft der gnadenlosen Phalanx." So beginnt der Covertext. Erst dachte ich, ich hätte es hier mit einer Dystopie UND einem Endzeitroman zu tun, aber letztlich war es 'nur' eine Dystopie, deren Geschehen zufällig im Winter spielt.
Der Inhalt ist schnell beschrieben: vier 17jährige (jeweils zwei Mädchen und zwei Jungen) brechen gemeinsam aus ihren grausamen Internaten aus und versuchen ihr Glück in Freiheit, obwohl diese durch ein totalitäres Regime erheblich eingeschränkt ist. Die so genannte Phalanx wollen sie stürzen.
Ich habe ein wenig den Tiefgang des Buches vermisst. Obwohl, es ist ja ein Jugendbuch. Vielleicht ist das der Grund dafür? Es passiert vieles recht überstürzt und zum Teil auch nicht immer ganz nachvollziehbar.
Außerdem hatte ich von Anfang an keinen wirklichen Bezug zu Milena und Bart, weil deren Gefühlsleben nur sehr rudimentär abgehandelt wird. Ja, ich kann schon fast sagen, dass ich die beiden eigentlich gar nicht leiden kann.
Andererseits macht auch gerade das den ganz speziellen Charme des Buches aus. Man fühlt sich als würde etwas fehlen und spürt irgendwie die Trostlosigkeit, genau wie die Protagonisten, die unter der Phalanx und dem fast chronischen Informationsmangel leiden.
Was einige sicher bemängeln, ich aber erfrischend anders finde: das Buch springt immer mal ein wenig in der Zeit. Und zwar dann, wenn der Autor anfängt von einer anderen Person zu erzählen. So dass sich schon mal Erzählstränge überschneiden, bzw. Teile der zuvor erzählten Geschichte nochmal, aus der Sicht eines anderen Protagonisten, wiedergegeben wird.
Obwohl das Hauptaugenmerk ganz klar bei Helen (und Milos) liegt. Bei den beiden hatte ich auch am ehesten das Gefühl, tiefer als bei den anderen, in deren Welt und Emotionen eintauchen zu können.
Die Idee der Story finde ich sehr interessant, um daraus allerdings ein sehr gutes Buch zu machen, bedarf es meiner Meinung nach mehr.
Da es mir trotz aller Kritik gut, bzw. annähernd gut gefallen hat, vergebe ich dafür auch 4 Sterne, allerdings mit einem diffusen Gefühl der Leere, die mich während des Buches, bis kurz vor Schluss begleitet hat. Was mich eigentlich eher zu 3 Sternen tendieren lässt.
Den Schluss wiederum halte ich für sehr gelungen. Alle Emotionen die vorher gefehlt haben, drohen einen auf den letzten Seiten zu überrollen.
Das Genre kann ich außer Dystopie & Jugendroman nicht wirklich weiter differenzieren. Denn die im Buch auftretenden Hunde- und Pferdemenschen verhindern ein bisschen das Einordnen. Da man nichts über ihre Herkunft herausbekommt (Gab es sie schon immer: Fantasy; Sind es genetische Experimente: Science Fiction). Das fand ich ein wenig schade, denn das hätte mich interessiert.
Meine Empfehlung:
Als erwachsener Leser sollte man sich bewusst machen, dass man einen Jugendroman vorliegen hat und sich darauf auch einlassen - wenn man das denn möchte.
Des weiteren sollte man, wie bereits erwähnt, einen etwas mangelnden Tiefgang verschmerzen können.
Wen das nicht abschreckt: lesen!
Des weiteren sollte man, wie bereits erwähnt, einen etwas mangelnden Tiefgang verschmerzen können.
Wen das nicht abschreckt: lesen!
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