13.07.2011

Rezension zu "Spektrum" von Sergej Lukianenko

Sergej Lukianenko - Spektrum 


ISBN: 978-3-453-52622-8
€ 9,99 [D]
| € 10,30 [A]
Erscheinungstermin:
13. Juni 2011
Sprecher: David Nathan
Spieldauer: 22Std. 39Min. (ungekürzt)
Hörbuch Audible GmbH 2007
Als die Menschen eines Tages ein von Außerirdischen installiertes Teleportationssystem entdecken, beginnt für Privatdetektiv Martin Dugin das Abenteuer seines Lebens: Denn dieses System ermöglicht es, in Sekunden die Abgründe zwischen den Planeten der Galaxis zu überwinden. Eine perfekte Möglichkeit also für jene, die den Zuständen auf der Erde entfliehen wollen ...

Einsam ist es hier...und traurig. Sprich mit mir Wanderer!

Spektrum von Lukianenko habe ich ungekürzt gehört. Ich muss sagen, anders kann ich die Bücher von ihm einfach nicht konsumieren, denn hierbei bedarf es großem Durchhaltevermögen.
Die Geschichte braucht erst ihre Zeit sich zu entfalten. Lukianenko würde das mit einem guten Rotwein vergleichen, obwohl nur er alleine weiß, aus welchem Land und welcher Region er stammen und welche Speisen dazu gereicht werden sollten.
Doch als ich erstmal in die Geschichte eingetaucht bin, erschien sie mir wie eine kuschelige Decke unter der man sich zurechtlegt, um in ferne Traumwelten abzudriften.

Um was geht es eigentlich:
Die so genannten Schließer haben der Menscheit und deren vielen Verwandten auf anderen Planeten, ermöglicht diese durch Tore zubereisen. Der Preis dafür ist pro Weg jeweils eine Geschichte um die Traurigkeit und Langeweile der Schließer zu vertreiben. Für manche mag das ein One Way Ticket sein, denn sie akzeptieren bei weitem nicht jede Geschichte.
Einer dessen Geschichten meistens akzeptiert werden ist Martin Dugin, Privatdetektiv aus Moskau. Ihm wird die Aufgabe zugetragen ein junge Frau wiederzufinden, die ohne ihre Eltern zu informieren durch das Tor gegangen ist. Er soll sie animieren wieder nach Hause zurück zu kehren. Ein eigentlich ganz gewöhnlicher Job, der jedoch weit verstrickter ist als es zuvor scheint und ein großes Rätsel birgt.

Wie das Hörbuch auf mich wirkte, resultierte im Grunde darauf, in was für einer Stimmung ich gerade war. Schließlich hört man die über 22 Std nicht am Stück.
Es gab Momente an denen ich die Geschichte und vor allem den sprachlichen Genuss dieses hervorragend geschriebenen Buches genossen habe.
Dann wiederum war mir streckenweise einfach nur sterbenslangweilig und ich hatte den Drang vorzuspulen. Gerade bei den, in jedem Kapitel wiederkehrenden, Essensszenen und sonstigen Ausschweifungen denen sich der Autor gerne mal hingibt.
Es ist typisch Lukianenko und mit Sicherheit macht gerade das einen großen Reiz des Buches aus, aber trotzdem war ich das ein oder andere mal genervt.

Meine Empfehlung:
Spektrum wird geprägt von kulinarischen Genüssen, Geschichten  und Rätsel. Die Story wiederholt sich im Grunde viele male mit immer neuen Varianten. Das Buch ist eher philosophisch angehaucht, man darf also, bis auf den Schluss, keine große Spannung oder Action erwarten.
Wer allerdings ein solides Buch lesen möchte und Wert auf eine schöne Sprache legt, ist hier goldrichtig.

Des weiteren empfehle ich wärmstens die ungekürzte Lesung. David Nathan ist zwar nicht mein Lieblingssprecher, aber er ist sehr gut und es ist mehr als angenehm im zuzuhören.  Lukianenkos Bücher gewinnen als Hörbuch nochmal enorm an Ausdrucksstärke.

Sternevergabe:
• 3 Sterne für die teils ermüdenden Längen
• 5 Sterne - wie erwartet - für den Schluss und die schöne Schreibweise
(• 4 1/2 Sterne für den Sprecher)
Machen gute 4 Sterne mit der leichten Tendenz nach unten, wegen der doch leider immer wieder aufkommenden Langeweile.
Wäre ich ein Schließer hätte ich einige male während der Geschichte gesagt: "Einsam ist es hier und traurig... ich habe schon viele solcher Geschichten gehört..." und immer hätte Martin dazwischengerufen: "Die Geschichte ist noch nicht beendet!" ;)

Ich hoffe diese Rezension hat eure Traurigkeit und Langeweile vertrieben? Oder soll ich noch weiter erzählen? Nun gut, dann kommt zu guter letzt noch eine der vielen Essensszenen:
   
Genüsslich lies Martin den Blick über die Mahlzeit schweifen: leicht geräucherte zarte Schweinshaxe, die mit Buchweizengrütze und Pilzen, einer in duftendem Pflanzenöl angebratenen Zwiebel und fein geriebenem Wachtelei auf einem großen, matt glänzenden weißen Teller von runder Form serviert wurde.
"Jedes Gericht muss seinen besonderen Pfiff haben", sagte er. "Hier verdankt er sich dem Wachtelei. [...] Und unbedingt gehört ein Bier dazu. Ein frisch gezapftes, dunkles Bier."

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